Mittwoch, 26. Februar 2014

Ein Jahrhundertwinter, der so keiner war

Langsam aber sicher neigt sich der heurige Winter dem Ende zu, zumindest meteorologisch gesehen - denn mit 1. März beginnt für uns Meteorologen der Frühling. Der bald abgelaufene Winter hatte es heuer wirklich in sich, von einem angekündigten "Jahrhundertwinter" waren wir aber meilenweit entfernt.

Vor kurzem bin ich zufällig über einen Artikel gestoßen, über den wir uns vor Winterbeginn noch geärgert haben, da er zahlreiche Medienanfragen mit sich brachte:

http://german.ruvr.ru/news/2013_09_19/Europa-muss-sich-auf-Jahrhundertwinter-gefasst-machen-3323/

Durchlesen lohnt sich, denn es zeigt eindrucksvoll was von unseriösen Langfristprognosen zu halten ist! Was davon nämlich übrig geblieben ist, haben wir alle mitbekommen. Während der Süden Österreichs im Schnee versunken ist, blieb der Niederschlag nördlich der Alpen unterdurchschnittlich - je weiter weg von den Alpen desto gravierender die Abweichung. Was aber einheitlich war, waren die viel zu hohen Temperaturen. Stellvertretend für den gesamten Winter hier ein globaler Temperatur-Überblick für den Jänner 2014 (Quelle: NOOA's National Climatic Data Center)

Globale Temperaturabweichungen im Vergleich zum 30-jährigen Mittel von 1981-2010. Rot: wärmer als normal, Blau: kälter als im Schnitt
Das Muster für die Nordhemisphäre ist recht eindeutig und sieht für Mitteleuropa in den übrigen Wintermonaten Dezember und Februar ähnlich aus. In Nordamerika haben zahlreiche Kaltluftvorstöße immer wieder für Chaos gesorgt, für Mitteleuropa blieb dagegen den Großteil des Winters nur eine milde Südwestströmung über, bei der sich feuchte Luftmassen an der Alpensüdseite ausgeregnet und -geschneit haben.

Die ZAMG schreibt für Österreich vom zweitwärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn, nur der Winter 2006/07 war noch milder - soviel zum Thema Jahrhundertwinter. Auch ein Blick auf die Stationsmittel für den Pinzgau belegen, dass es viel zu warm war: Die Temperaturen von Zell am See, Krimml und Rauris liegen 2 bis 4 Grad über den Durchschnittstemperaturen. Auch der Sonnblick war im Winter 2013/14 um 2,6 Grad wärmer als das Stationsmittel der letzten 120 Jahre...

Temperaturentwicklung der Nordhemisphäre von 1880 bis 2014 im Jänner. Quelle: NOAA (Anomalies are with respect to the 20th century average)
Es gibt ja noch immer genügend Klimawandelskeptiker/-gegner. Hier eine Grafik über die Temperaturentwicklung auf der Nordhalbkugel (Jänner) der letzten 134 Jahre, ich glaub darüber braucht man nicht mehr viele Worte zu verlieren. Der Jänner 2014 reiht sich nahtlos an die zu warmen Monate der letzten Jahre ein.

Zurück zum aktuellen Wettergeschehen: Auch wenn uns in den kommenden Tagen noch meist eine föhnige Südwestströmung und dementsprechende milde Temperaturen tagsüber begleiten, sollte man den Winter noch nicht gänzlich abschreiben. Über Nordamerika und Grönland lagert noch genügend Kaltluft und je nach Druckverteilung kann diese auch zu uns gelangen. Am Wochenende bzw. spätestens nächste Woche schauts derzeit danach aus, als dass der Winter noch einmal mit Schnee bis in einige Täler vorbeischaut! Abgesichert ist das aber noch nicht, wie folgende Grafik zeigt:
Temperaturentwicklung für rund 1500 m (oben) bzw. Niederschlagsprognose (unten) für München. Quelle: wetterzentrale.de
Die oberen Linien zeigen vereinfacht gesagt die Temperaturentwicklung in rund 1500 m für München. Umso mehr Linien ihr seht (bzw. umso weiter diese auseinander gehen), desto unsicherer ist die Prognose. Und bereits ab Samstag weisen die Linien eine starke Streuung auf.
Für Schnee bis in die meisten Täler braucht es ca. -3 oder -4 Grad, wobei im März die tageszeitliche Erwärmung dafür sorgt, dass davon nicht viel liegen bleiben muss. Auch an der Niederschlagsvorhersage (untere Linien) erkennt man eine starke Streuung und damit noch größere Unsicherheiten!

Sonntag, 30. Dezember 2012

Das war das Jahr 2012

Das Jahr 2012 ist (bald) Geschichte, was fehlt ist noch ein Wetterrückblick. Auf ganz Österreich ausgeweitet ergibt sich ein Jahr der Wetterextreme, einen ausführlichen Bericht gibt's hier nachzulesen. Die ZAMG spricht von dem siebent wärmsten Jahr seit 1768, nur 1994, 2007, 2000, 2002, 2008, 2011 waren wärmer. Also auf keinen Fall ein gewöhnliches Jahr!

Doch wie schaut das ganze im Pinzgau aus?

Temperaturen:
Auch bei uns war es zu warm, die Temperaturen liegen verbreitet um 1 Grad über dem langjährigen Schnitt. Im Vergleich zu den letzten Jahren aber kein Ausreißer, da gabs zum Teil noch wärmere Jahre. Die Häufung der zu warmen Phasen in den letzten Jahren ist leider offensichtlich und kein Zufall!




langjähriges
Stationsmittel
2012
2011
2010
2009
2008
2007
Zell am See
6,6 Grad
7,6
7,8
7,0
7,7
7,9
8,2
Krimml
5,8 Grad
6,6
7,1
5,8
6,6
6,8
6,9
Lofer

8,5
8,6
7,5
8,4
8,6
8,7
Rauris
5,4 Grad
6,5
6,5
5,8
6,4
6,6
6,7
Schmittenhöhe
1,9 Grad
2,7

1,5
2,4
2,8
3,0
Sonnblick
-5,5 Grad
-4,2
-3,6
-5,5
-4,7
-4,8
-4,4


Die tiefste Temperatur heuer wurde mit -29,3 Grad am Sonnblick gemessen (10. Februar), aber auch in den Tälern war es an diesen Tagen mit -20 Grad und weniger bitterkalt. Der Februar war übrigens der einzige Monat heuer, der unterdurchschnittliche Temperaturen brachte!

Der heißeste Tag des Jahres war der 20. August: Lofer mit 35,0 Grad - gefolgt von Zell am See mit 33,4 Grad und Uttendorf mit 32,6 Grad. Kurz Werbung in eigener Sache, dieser Rekordtag wurde vorab bereits hier angekündigt ;)

Wirklich bemerkenswert war aber ein anderer Wert, der gleichzeitig auch einen neuen Allzeitrekord bedeutet: Mit 15,3 Grad wurde am 30. Juni am Sonnblick in 3100 Meter der dort höchste jemals gemessene Wert erreicht, die Zeitreihe geht immerhin bis ins Jahr 1886 zurück...! Kein Rekord der zu Freudensprüngen einlädt.

Niederschlag:
Hier zeigt sich kein ganz so einheitliches Bild. Während es in den südlichen Regionen zu nass war (10 bis 20% mehr Niederschlag als üblich) lag der Niederschlag im Mitterpinzgau ziemlich genau im Durchschnitt.

Wind:
Die höchste Windgeschwindigkeit wurde wenig überraschend am Sonnblick registriert (155 km/h, 14. Dezember), herunten waren 86 km/h (Rauris), 83 km/h (Krimml) und 76 km/h (Lofer und Zell) das Maximum. Bei Gewittern kann es lokal freilich deutlich höhere Böen geben.

Sonnenschein:
Was den Sonnenschein betrifft hatte das Jahr 2012 bei uns keine großen Abweichungen zu bieten, höchstens leicht überdurchschnittlich. Die Auszeichnung sonnigste Station geht klarerweise an eine Bergstation (keine Abschattung), die Schmittenhöhe verzeichnete über 2000 Sonnenstunden. Gerade einmal 29 Tage gab es dort, an denen die Sonne gar nicht durch kam.

Sonstige Parameter:
Die meisten Hitzetage gab es in Zell am See: 17 Tage mit 30 Grad und mehr, im Schnitt sind es gerade einmal 3,3 Tage. Tage mit Temperaturen unter 0 Grad gab es natürlich deutlich mehr, am Sonnblick 281, in Zell am See 121, in Lofer 76. Strengen Frost (Temperaturen unter -10 Grad) gab es in den Tälern an rund 30 Tagen, da hat vor allem der Februar einiges dazu beigetragen!

Mal schauen was das nächste Jahr bringt! In diesem Sinne allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr 2013.

Freitag, 21. Dezember 2012

Weihnachtstauwetter

Was wir heuer an Weihnachten erleben werden, ist ein Weihnachtstauwetter, das seinem Namen MEHR als gerecht wird. Hier ein Blick auf die Temperaturentwicklung in 1500 m in Wien:

Temperatur in 850 hPa Druckniveau, in Wien. Quelle: www.wetterzentrale.de
Man erkennt einen Anstieg der Temperaturen von heute bis zum 25. Dezember um fast 20 Grad. Im Westen findet die Erwärmung bereits etwas früher ihren Höhepunkt. Die negativen Seiten dieser starken Erwärmung verstehen sich von selbst: Die Nullgradgrenze zieht sich ins Hochgebirge zurück, Schneefall ist damit bei Weitem kein Thema mehr. Und, das eigentlich schlimmste daran: die damit verbundene massive Schneeschmelze. Ein Anstieg zahlreicher Flusspegel ist unvermeidbar, ebenso sind zumindest auch kleinräumige Überflutungen zu befürchten!

Die Weihnachtsprognose von Herrn Nöbl: "Pünktlich zu Weihnachten kommen Kälte und Neuschnee, der dann auch in ganz tiefen Lagen (400 m Seehöhe) liegen bleibt" werden sich nicht wenige herbeisehnen, leider ist genau das Gegenteil der Fall.