Montag, 28. November 2011

Langfristprognosen und die Wirklichkeit


Alle Jahre wieder geistern in diversen Medien (vorzugsweise Boulevardblätter) Langfristprognosen herum, die uns einen „Horror-Winter“ versprechen oder andere möglichst aufmerksamkeitserregende Meldungen verkaufen. Doch was ist dran an solchen Äußerungen?

Tatsache ist, die Atmosphäre ist ein chaotisches System, dementsprechend ist es unmöglich mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mittel für kommende Monate eine Wetterprognose zu erstellen. Je nach Wetterlage ist es durchaus möglich einen Trend für die nächsten 5-10 Tage abzuschätzen (als Beispiel sei hierfür eine stabile Hochdrucklage erwähnt), alles darüber hinaus ist aber schlicht und ergreifend unseriös und mit großen Unsicherheiten behaftet. Wer aufmerksam Wetterberichte liest/hört/anschaut dem wird auffallen, dass die Prognosen für die nächsten Tage meist recht gut sind, aber ab und zu auch daneben liegen. Dies liegt nicht daran, dass wir Meteorologen einen schlechten Job machen, sondern daran, dass sich das Wetter manchmal kurzfristig ändert und dementsprechend Prognosen auch mal schief gehen können. Wäre die Wettervorhersage eine triviale Aufgabe wären wir Meteorologen wohl schon durch Computer ersetzt worden. Gott sei Dank braucht es neben all der Technik aber auch noch Menschen, die die Computeroutputs mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen interpretieren und bewerten müssen.

Zurück zu den Langfristprognosen. Diverse Hobbymeteorologen (teils aber auch studierte) versuchen sich immer wieder als Propheten und wagen mit teils fragwürdigen Methoden einen Blick in die Zukunft. Zum Teil beruhen diese Vorhersagen auf langjährigen Untersuchungen, deren Qualität ich auch gar nicht in Frage stellen möchte. Aber anhand der Größe von Ameisenhaufen, oder der Höhe diverser Pflanzenarten Rückschlüsse auf zB. die Schneehöhe im kommenden Winter zu ziehen ist einfach nicht wissenschaftlich, sondern höchstens eine Mutmaßung. Wer jetzt mit dem Thema Bauernregeln daherkommt, dem sei gesagt es gibt sehr wohl Lostage (beruhen auf langjährigen Beobachtungen und Aufzeichungen, siehe nächster Abschnitt) die manchmal auch zutreffen. Wer das Wetter aber aufgrund von irgendwelchen Bauernregeln vorherzusagen versucht wird nicht selten damit einfahren.
Wie erwähnt gibt es in der Meteorologie sogenannte Singularitäten, das heißt eine bestimmte Wetterlage zu einer bestimmten Zeit, die mehr oder weniger regelmäßig auftritt. Als Beispiele seien hier die Eisheiligen, das Weihnachtstauwetter, die Siebenschläfer, die Schafskälte und der Altweibersommer erwähnt. Die genannten Lostage treten statistisch gesehen gehäuft auf, was aber nicht heißt das jedes Jahr um die Weihnachtszeit eine mild-nasse Witterungsperiode einsetzt. Es gibt klarerweise auch genug Jahre, in denen diese speziellen Wetterlagen ausbleiben, oder stark zeitversetzt auftreten. Daher sind sie auch nicht an einem einzigen Kalendertag festzusetzen sondern für einen gewissen Zeitraum zu verstehen.

Zusammenfassend muss nochmals erwähnt werden, dass diverse Langfristvorhersagen nicht seriös sind, da niemand die Zukunft so weit vorhersagen kann – nicht einmal wir Meteorologen! Auch wenn es aus wirtschaftlicher Sicht erstrebenswert wäre, so fehlen uns doch die Mittel um das Wetter Monate im Voraus vorhersagen zu können. Solche Prophezeiungen sind nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind und haben nichts mit Wissenschaft oder Meteorologie zu tun! Die ungebremste Popularität solcher "Glaskugel-Vorhersagen" ist nur damit zu erklären, dass die Menschen jedes Jahr aufs Neue möglichst weit im Vorhinein wissen wollen wie die kommende Jahreszeit aussehen wird. Leider ist das in der Realität nicht möglich, auch wenn uns diverse Berichte etwas anderes vorgaukeln!

Zum Abschluss folgt eine erste Verifikation der Winterprognose 2011/12 von Herrn Hofrat Dipl.Ing Nöbl, nachzulesen unter http://saalfelden.riskommunal.net/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=219522613&detailonr=222561663

Vorhersage - TEMPERATUR: „Bis zum 2. Novemberdrittel setzt sich das schöne Herbstwetter mit Nebelbildung in den Niederungen fort. Im letzten Drittel folgt ein Temperatursturz mit Wintereinbruch.“

Realität: Der November war in weiten Teilen Österreichs überdurchschnittlich warm. So auch in Zell am See. Langjähriges Novembermittel für Zell: 1,4°C, im Moment haben wir 2,8°C (+1,4°C). Für die Schmittenhöhe fällt es noch krasser aus, langjähriges Mittel: -1,6°C, November Mittel 2011 (bis jetzt): 3,3°C ergibt ein PLUS von 4,9°C (!). Der Temperatursturz mit Wintereinbruch ist komplett ausgeblieben, soviel lässt sich auch schon für morgen & übermorgen sagen! Die Tageshöchstwerte in Zell lagen immer über 4 Grad, nicht gerade winterlich.

Vorhersage NIEDERSCHLAG (Schneehöhe in 800 m): "Ende des Monats 30 cm Schneehöhe"
Realität: Der November 2011 war sehr niederschlagsarm - so auch im Pinzgau. Normal (entsprechend dem langjährigen Durchschnitt) wären 70 l/m² in Zell am See und knapp 90 l/m² auf der Schmittenhöhe. Gemessen wurde auf beiden Stationen gleich viel - nämlich 0.0 l/m², das ist für diesen Zeitraum durchaus beachtenswert! Von einer Schneedecke von 30 cm sind wir meilenwert entfernt. Schnee kommt frühestens am kommenden Wochenende!

Fazit: Das einzige was an der Novemberprognose gestimmt hat war der erste Satz: „Bis zum 2. Novemberdrittel setzt sich das schöne Herbstwetter mit Nebelbildung in den Niederungen fort.“. Der Rest war schlicht und einfach falsch. Kein Wintereinbruch, kein Temperatursturz und keine Schneedecke von 30cm.