Dienstag, 15. Mai 2012

Die Eisheiligen

Mit dem heutigen Dienstag enden die Eisheiligen 2012 - doch wer oder was sind die Eisheiligen eigentlich genau?

Die Eisheiligen gehen auf langjährige Beobachtungen zurück und zählen zu den Bauernregeln. In Österreich kennt man 4 (Eis)Heilige: Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und die Kalte Sophie (15. Mai). In Norddeutschland und der Schweiz kommt noch Mamertus (11. Mai) hinzu. Zu erwähnen ist hier allerdings, dass diese Stichtage vor der Gregorianischen Kalenderreform (1582) eingeführt wurden - eigentlich wären Mamertus bis Sophie nach neuem Kalender ungefähr vom 19. bis 23. Mai!

Meteorologisch gesehen sind die "gestrengen Herren" (und Dame ;)) nichts anderes als in Mitteleuropa immer wieder vorkommende Kaltlufteinbrüche Mitte Mai. Man spricht auch von einer meteorologischen Singularität (vgl. Schafskälte, Hundstage, Weihnachtstauwetter etc.). Statistisch gesehen gibt es in 2 von 3 Jahren solche Kaltluftrückfälle.
Der 5. Monat des Kalenderjahres zählt ebenso wie der April zu den Frühlingsmonaten und der Kampf der Luftmassen (kalte Luft im Norden, warme Luft im Süden) ist zu dieser Übergangszeit besonders ausgeprägt. Dementsprechend spricht man auch vom typischen - unbeständigen - Aprilwetter und der Mai hat ebenso immer wieder Überraschungen, auch in Form von Kälte und vereinzelt auch Nachtfrost, zu bieten.

In diesem Jahr waren die Eisheiligen pünktlich - kletterte das Thermometer am Freitag (11. Mai) in Zell am See noch auf knapp über 29 Grad brachte eine Kaltfront im Laufe des nächsten Tages aus Nordwesten deutlich kältere Luft. Am Sonntag lag der Höchstwert gerade einmal bei 11 Grad. Auf der Schmittenhöhe betrug der Unterschied ebenfalls 18 Grad, dort schaffte es die Temperatur am Sonntag nicht mehr in den positiven Bereich...!

Doch streng genommen sollten die Eisheiligen ja auch Temperaturen unter 0 Grad bringen, was für empfindliche Pflanzen oftmals den Kältetod bedeutet. Doch für Mai-Frost in Zell am See muss man schon sehr weit in der Klimastatistik zurückblättern. Und österreichweit betrachtet ist Maifrost ganz klar die Ausnahme!
In unseren Aufzeichnungen seit 2005 hab ich für Zell am See keinen einzigen Mai-Fall mit Nachtfrost gefunden, durchschnittlich (60-jährige Aufzeichnung) gibt es 1/2 Frosttag im Mai, d.h. eigentlich alle 2 Jahre. In Uttendorf (0,8), Krimml (1,3), Rauris (2,1) und Saalbach (3,7) tritt Nachtfrost wesentlich häufiger auf. Am heutigen Dienstag war es im Oberpinzgau zum Teil leicht frostig und auch in den kommenden Tagen verbleiben die Frühtemperaturen im Bereich des Gefriefpunkts, zum Teil auch knapp darunter. Erst ab Samstag ist die Nachtfrostgefahr auch in etwas höher gelegenen Regionen kein Thema mehr.

Kälteeinbrüche sind also nichts ungewöhnliches um diese Jahreszeit, wirklich gerecht werden die EISheiligen ihrem Namen allerdings nicht, denn Nachtfrost gibts im Mai meist nur in höher gelegenen Regionen (Lungau, Seefeld,höhere Lagen des Mühl- und Waldviertels). Dazu müssen aber auch die Umstände passen - eine klare, windstille Nacht begünstigen starke Auskühlung! Eine Schneedecke wäre ebenfalls "hilfreich", Mitte Mai ist die aber nur mehr auf den Bergen vorhanden.

15 Tage Trend für München, Temperatur in ca. 1500 m. Quelle: www.wetterzentrale.de
Zum Schluss noch, wie gehts mit den Temperaturen weiter? Hierzu ein Diagramm für München für die nächsten 15 Tage, siehe oben. Fazit: Mit der nächsten Kaltfront kühlt es zum Mittwoch hin wieder markant ab, die Schneefallgrenze sinkt in den Nordalpen bis in höhere Täler - in Zell am See verbleiben die Temperaturen am Mittwoch im einstelligen Bereich. Die Eisheiligen machen heuer also Überstunden.
Die unterdurchschnittlichen Temperaturen erholen sich erst ab Freitag wieder langsam. Danach schauts nach durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Temperaturen aus, beständiges Hochdruckwetter ist allerdings nicht in Sicht, was man an den Ausschlägen beim Niederschlag deutlich erkennen kann.

Erklärung zum Diagramm: Aufgetragen im oberen Bereich ist die Temperatur in 850 hPa (entspricht in etwa einer Höhe von 1500 m), die rote Linie steht für das 30-jährige Mittel. Unten sieht man den Niederschlag. Man erkennt jeweils mehrere Linien, das sind verschiedene Läufe des amerikanischen Modells. Für das grobe Verständnis reicht folgendes: Umso näher die Linien beisammen liegen, umso sicherer ist die Entwicklung. Je weiter in die Zukunft man blickte, desto weiter auseinander befinden sich die Linien, das heißt die Unsicherheiten nehmen zu. (Nona... ;))
Wozu wählt man die Temperatur auf einem Druckniveau von 850 hPa? Da in dieser Höhe der Tagesgang der Temperatur unterdrückt wird und die Temperaturschwankungen wirklich auf unterschiedlich temperierte Luftmassen zurückgeführt werden. Luftmassenwechsel (Fronten) können daher besonders gut sichtbar gemacht werden.