Sonntag, 10. Juni 2012

Beständige Unbeständigkeit

29, 12, 16, 22, 28, 25, 15... Nein, das sind nicht die aktuellen Lottozahlen, sondern das sind die Tageshöchstwerte der vergangenen Woche in Zell am See. Dazu waren vor allem der Montag und Samstag sehr nass mit insgesamt 50 Liter pro Quadratmeter. Durchschnittlich fallen in Zell in einem Juni knapp 150 Liter, das heißt in diesen beiden Tagen haben wir bereits 1/3 des monatlichen "Solls" erreicht. Das einzig Beständige derzeit bei unserem Wetter ist das Unbeständige - man mag es kaum glauben, aber seit 1. Juni haben wir meteorologisch gesehen eigentlich Sommer.

Schuld an diesem Wetter ist rege Tiefdrucktätigkeit über Europa. Ich hab das mal versucht die Wetterlage bildlich darzustellen. Achtung: Die folgenden Zeilen sind nur für sehr Wetterinteressierte ;)

Druckverteilung in Europa am Samstag, 9. Juni 2012 um 14 Uhr MESZ, Quelle: www.wetter3.de

Bewölkung zum gleichen Zeitpunkt, Quelle: Norwegischer Wetterdienst, www.yr.no
Die obige Grafik bedarf einer Erklärung. Die weißen Linien stehen für die Druckverteilung am Boden, die schwarzen stellen das Geopotential der 500 hPa - Fläche dar, vereinfacht gesagt in welcher Höhe die 500 hPa Druckfläche liegt. Die Luft in der Höhe (500 hPa entspricht ca. 5500 m) bewegt sich nahezu parallel zu den schwarzen Linien und umso enger diese gedrängt sind, desto stärker weht der Wind in dieser Höhe. Die Farben stehen für den Höhenunterschied (oder auch Schichtdicke) zwischen 500 und 1000 hPa, umso größer dieser Unterschied, umso höher die Temperaturen, d.h. im Süden lagert in unserem Fall die warme Luft, im Norden die kältere Luft - das ist auch der Normalfall. Österreich liegt im Übergangsbereich in einer mäßig warmen Luftmasse.

Ein Blick auf diese Karte erlaubt einen ersten groben Überblick über die Druckverteilung in Europa und welche Luftmassen und Strömungen für unser Wetter verantwortlich sind. Im aktuellen Fall liegen wir im Einflussbereich mehrerer Tiefdrucksysteme. Schön zu sehen im Satellitenbild zur gleichen Zeit das Wolkenband über den Alpen (Luftmassengrenze), die Tiefdruckwirbel über der Nordsee und auf dem Atlantik. Hochdruckwetter gibts nur bei den Azoren, in Spanien sowie in Osteuropa. Der Zusammenhang zwischen den beiden Karten ist offensichtlich.

Aussichten:

In den letzten Tagen zeigte sich das Wetter von seiner äußerst unbeständigen Seite, auf kräftige Regenschauer und Abkühlung folgten sonnige Tage mit angenehmen Temperaturen. Die Höchstwerte glichen einer Achterbahnfahrt, zwischen 12 und 29 Grad ein ständiges Auf und Ab. Wie geht es nun mit dem Wetter weiter? Für die kommenden Tage zeichnet sich leider keine Änderung ab, die Wettermodelle geben allerdings Hoffnung, dass sich das zum Wochenausklang markant ändern könnte. Werfen wir einen Blick auf die Vorhersage des amerikanischen Modells für den kommenden Samstag:


Druckverteilung in Europa am Samstag, 16. Juni 2012 um 14 Uhr MESZ, Quelle: www.wetter3.de
 Wie bereits bei der 1. Grafik erkennt man hier wieder die Druckverteilung und die Luftmassen und -strömung in Europa. Das Tief südwestlich von Island aus der 1. Grafik hat sich mit einem zweiten Tief (noch nicht zu sehen) verbunden und befindet sich nun südlich der Britischen Inseln. Die Luft umströmt das Tief GEGEN den Uhrzeigersinn, das heißt der Alpenraum gerät in eine südwestliche Höhenströmung (Föhn) mit der warme Luftmassen weit aus dem Süden herangeführt werden. Dementsprechend verheißungsvoll ist ein Blick auf die Temperaturen:

Temperatur und Niederschlagsvorhersage für München, Quelle: www.wetterzentrale.de
20 Grad und mehr wären in 850 hPa (1500 m) zu erwarten, das europäische Modell (nicht zu sehen) rechnet mit bis zu 22 Grad. Das ergäbe Temperaturen von 30 Grad und mehr am Boden. Dazu würde sich für ein paar Tage stabiles Wetter einstellen => viel Sonne und kein Niederschlag!

Aber, wie wir alle wissen, das Wetter kann sich natürlich noch ändern und bis zum nächsten Wochenende vergeht noch etwas Zeit. Verantwortlich für diese kurze Hitzewelle wäre das oben genannte Tief westlich von Frankreich. Sollte dies am Wochenende weiter nördlich, oder gar weiter östlich liegen wäre die Luftmasse und -strömung im Alpenraum eine andere - und damit auch das Wetter! Aber die Aussichten schauen zumindest mal vielversprechend aus, mal schauen ob's dann auch so kommt ;)

In diesem Sinne eine schöne Arbeitswoche!